Seit über zwei Jahren verschleppt die Brandenburger Landesregierung eine arbeitsfähige Ausstattung der traditionsreichen Obstbauversuchsanstalt Müncheberg. Am Montag, den 27. Juni 2016 stellt die neugegründete „Initiative zum Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt“ ein eigenes Konzept zum Erhalt der Anstalt vor. „In Zeiten, in denen Konzerne wie Monsanto Saatgut in aller Welt aufkaufen, gehören die obstgenetischen Ressourcen in Müncheberg unstrittig zum nationalen kulturellen Erbe in Deutschland“, sagt Kerstin Hellmich aus Tempelberg.
„Die Saatgutgesetzgebung der EU ist überwiegend auf das von der Saatgutindustrie angebotene Hybridsaatgut ausgerichtet. Solche Samen liefern nur standardisierte Pflanzen“, erklärt Klima-Expertin Eva Rönspieß. Dieses Industrie-Saatgut müsse jedoch immer wieder neu ‚hergestellt‘ werden. Das Recht dazu haben aber nur die Saatgutkonzerne. Der europäische Saatgutmarkt wird dadurch von nur wenigen Firmen beherrscht. Etwa ein Viertel des Saatguts stammt zum Beispiel vom Monsanto-Konzern, so Rönspieß.
„Die Verbraucher wollen wieder mehr regionale Produkte auf dem Teller. Sie wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und entdecken die heimischen Obst- und Gemüsesorten wieder. Die Landesregierung hat die Pflicht den Saatgut-Schatz zu bewahren“, sagt Sabine Niels aus Fürstenwalde, die sich bis 2014 als Landtagsabgeordnete für den Erhalt der Obstbauversuchsanstalt eingesetzt hatte.
„Trotz klarer Aussage zum Erhalt der agrarischen Forschung im Koalitionsvertrag und eines einstimmigen Beschlusses des Landtages ist nicht einmal mehr ein Rumpf der Obstbauversuchsanstalt vorhanden“, kritisiert Hellmich. Die Verträge der Mitarbeiter sind ausgelaufen und der ehemalige Leiter Dr. Hilmar Schwärzel wurde mittlerweile auch in das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) „eingeordnet“ – wie im Landtagsausschuss bekannt wurde.
Ein immer wieder von Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger angekündigtes Konzept zum Fortbestand lässt weiter auf sich warten. Noch im Januar 2016 wurde angekündigt, im ersten Halbjahr einen Entwurf vorzulegen. Das ist nicht passiert. Mittlerweile vertagte Vogelsänger das Konzept auf „nach der Sommerpause“ wie eine aktuelle Anfrage im Brandenburger Landtag ergab.
Termin
Pressekonferenz am 27. Juni 2016 um 11. Uhr
Haus der Künste Frankfurt (Oder)
Adresse: Lindenstraße 7, 15230 Frankfurt (Oder)
Podium
- Kerstin Hellmich (Dörfergemeinschaft Steinhöfel und Landfrauen Oder-Spree)
- Eva Rönspieß, Klima-Expertin (Bürger-Begehren-Klimaschutz und Absolventin Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde)
- Hildegard Vera Kaethner aus Kagel (Vorstandsvorsitzende des Vereins für Kulturgüter in Brandenburg)
- Sabine Niels (Fraktionsvorsitzende Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen & Piraten im Kreistag Oder-Spree)
Kontakt vor Ort zu allen Beteiligten
Mobil: 0178 502 58 29
Hintergrund
Die „Initiative zum Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt“ gründete sich am 6. Juni 2016 in Müncheberg. Die Initiative fordert den Wiederaufbau der bereits seit Anfang des Jahrhunderts bestehenden Obstbauversuchsanstalt in Müncheberg und will mit fachlichen Informationen den Prozess unterstützen. Mit der ehemaligen Anstalt besetzt Brandenburg eine der einzigartigsten Gendatenbanken Deutschlands. Seit fast 90 Jahren wachsen bei Müncheberg auf 32 Hektar Obst – derzeit über 1000 Apfelsorten, sowie etwa 100 Sorten Birnen, 50 Sorten Kirschen und 25 Aprikosensorten. Neben interessierten Privatpersonen zählen auch Vertretern der Landfrauen Oder-Spree, der Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik Steinhöfel, der der Kreisverband der Grünen Oder-Spree zu den Gründungmitgliedern der Initiative.
Ab Montag, den 27. Juni 2016 wird gegen 12 Uhr die Webseite www.wiederaufbau-obstbauversuchsanstalt.de mit einer Erklärung, kostenfreien Presse-Bildern und dem Konzept der Initiative sowie weiterführenden Informationen freigeschaltet.
Brandenburger Landtag: Antwort auf Anfrage „Stärkung des Gartenbaus in Brandenburg – Zwischenstand“ https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/parladoku/w6/drs/ab_4300/4397.pdf
Bild „Älteste Obstbaumallee Brandenburgs bei Tempelberg (Landkreis Oder-Spree)“ kann kostenfrei unter Angabe der Quelle „ideengruen.de“ verwendet werden (300 dpi) http://www.doerfergemeinschaft-steinhoefel.de/images/obstbaumallee-7136.jpg